Sachverhalt
In Deutschland besteht ab dem vollendeten ersten
Lebensjahr ein Rechtsanspruch auf Betreuung. Die Betreuung kann sowohl in einer
Kindertagesstätte (Krippen in den Kindergärten) oder in der Kinder-Tagespflege
bereitgestellt werden. In Ubstadt-Weiher wird der Rechtsanspruch wie folgt
sichergestellt:
Zum einen durch die Kindergärten in kirchlicher
Trägerschaft, die in jedem Ortsteil
Betreuungsangebote für Kinder ab einem Jahr bis zum Schuleintritt
bereitstellen.
Die zweite Säule der Kinderbetreuung ist die
Kindertagespflege. Hierfür ist für die Gemeinden im nördlichen Landkreis der
Tageselternverein Bruchsal zuständig. Es besteht ein Grundsatzbeschluss durch
den Gemeinderat, dass über den Tageselternverein die Betreuung von Kindern
unter einem Jahr und auch außerhalb der Öffnungen der Kinderkrippen
durchgeführt wird. Die Gemeinde unterstützt deshalb auch die Tageseltern über
das sogenannte Platzpauschalmodell, das im Jahr 2015 eingeführt wurde. Über
dieses Platzpauschalmodell erhalten die Tageseltern, die selbstständig tätig
sind, eine gewisse wirtschaftliche Absicherung, um ihre
Krankenversicherungsbeiträge und ähnliches decken zu können. Die Kooperation
mit dem Tageselternverein läuft sehr gut. Die Tagespflege wird auch sehr gut in
Anspruch genommen. Es gibt mehr Anfragen nach Tageseltern als vorhandene
Plätze. Aktuell zum Stichtag 31.12.2018 wurden in Ubstadt-Weiher 21 Kinder
unter drei Jahren und 17 Kinder im Alter von drei bis 14 Jahren von 13
Tageseltern betreut.
Derzeit betreuen die Tageseltern in Ubstadt-Weiher die Kinder in ihren eigenen
Wohnungen/Häusern. Über dieses Modell hinaus hat der Tageselternverein ein
sogenanntes TigeR-Modell entwickelt, das bereits in zahlreichen Gemeinden im
Landkreis praktiziert wird und in mehreren weiteren Gemeinden in der
Projektierung ist.
Dieses Modell wurde ausführlich in der Gemeinderatssitzung
am 14.05.2019 durch den Tageselternverein vorgestellt. Auch besteht für den
Gemeinderat die Möglichkeit der Besichtigung einer solchen Gruppe. Durch den
TigeR soll ein leistungsstarkes und flexibles Betreuungsangebot geschaffen
werden. Das TigeR-Modell bietet sichere Rahmenbedingungen, bei dem
Tagespflegepersonen in selbstständiger Tätigkeit Kinder in geeigneten Räumen
betreuen. Zwei Tagespflegepersonen können max. 12 Kinder betreuen, wobei sieben
Kinder max. gleichzeitig betreut werden können. Ist eine Tagespflegeperson eine
Fachkraft können neun Kinder gleichzeitig betreut werden. Man geht von einer
durchschnittlichen Betreuungszeit von acht Stunden täglich aus, diese ist in
der Regel zwischen 7 und 17 Uhr (nach Absprache auch später oder früher). Der
Betreuungsumfang ist individuell flexibel nach Vereinbarung mit den Eltern. In
unseren Krippengruppen können diese flexiblen Betreuungszeiten nicht angeboten
werden. Hier stehen für Kinder zwischen ein und drei Jahren derzeit
Betreuungszeiten von sieben Stunden (7-14 Uhr) zur Verfügung.
Das TigeR-Modell wäre somit eine ideale Ergänzung zu dem bestehenden Angebot.
Im TigeR-Modell können auch bereits Kinder ab Geburt bis zu drei Jahren betreut
werden.
Die Tagespflegepersonen sind umfassend über den Tageselternverein qualifiziert
und auch die Urlaubs- und Krankheitsvertretung wird durch den Tageselternverein
gewährleistet.
Wie bei der Vorstellung der Kindergartenbedarfsplanung im Mai bereits
kommuniziert, sind die Krippengruppen
für Kinder unter drei Jahren vor allem in Stettfeld und Zeutern komplett
belegt. Es zeigt sich in den vergangenen Jahren, dass die Nachfrage nach
Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Ein weiterer Anstieg der Betreuungszahlen ist
mit der vollständigen Bebauung des Baugebiets „Kallenberg“, dem
Baugebiet „verlängerte Wiesenstraße“ und der „Zeuterner Süd“ zusätzlich zu
erwarten.
Da aktuell die Plätze für Kleinkinder alle belegt sind, wäre aus Sicht der
Verwaltung, auch im Hinblick auf eine familienfreundliche Gemeinde, ein
TigeR-Modell wünschenswert, das sich in anderen Gemeinden auch bereits als
Erfolgsmodell gezeigt hat.
Hierzu ist erforderlich, dass die Gemeinde den Tageselternverein Bruchsal mit
der Projektierung einer TigeR-Gruppe beauftragt. Beim TigeR-Modell mietet der
Tageselternverein ein geeignetes Objekt an. Die Gemeinde trägt die
erforderlichen Investitionskosten und leistet verschiedene Zahlungen/Zuschüsse
an den Tageselternverein/Tageseltern. An einmaligen Kosten fallen
erfahrungsgemäß zwischen 30.000 - 80.000 Euro Investitionskosten an.
Für die Investitionen gibt es auch ein Förderprogramm
Die laufenden Kosten setzen sich wie folgt zusammen:
- Miet- und Nebenkosten für die Wohnung/Haus
- Betriebskosten und Platzpauschale für die Tageseltern
- Kosten für eine Vertretungskraft für Krankheit und Urlaub
- Projektbegleitung durch den Tageselternverein
Die Kostenbeiträge für die Eltern sind landkreisweit gemäß beigefügter Kostenbeitragstabellen einkommensabhängig geregelt.
2. Der Tageselternverein hat im Ortsteil Stettfeld ein
geeignetes Objekt eruiert und dort bereits die notwendigen Investitionskosten
ermittelt. Der Tageselternverein würde dieses Objekt zeitnah (01.09.2019)
anmieten und dort voraussichtlich zum 1. Februar 2020 eine TigeR-Gruppe in
Betrieb nehmen.
Die erforderlichen Investitionskosten in diesem Objekt betragen, nach
Begehungen durch den Brandschutz, den Hygieneanforderungen, der
Arbeitssicherheit und der Sicherheit für die Kinder einschließlich
erforderlicher Einrichtungsgegenständen
rd. 48.000 Euro. Der Tageselternverein erhält hierfür voraussichtlich ein
Zuschuss in Höhe von mind. 6.800 Euro, max. 24.800 Euro. (Hinweis: In diesem
Objekt war bereits Kinderbetreuung, die gefördert wurde. Es muss mit dem
Regierungspräsidium noch abschließend geklärt werden, für wie viele Plätze eine
Zuschussgewährung möglich ist).
Insofern betragen die Investitionskosten für die Gemeinde mindestens 23.200
Euro, maximal 41.200 Euro.
Die laufenden Zahlungen an den Tageselternverein und die Tagespflegeperson
würden rd. 5.000 Euro im Monat betragen, somit im Jahr 60.000 Euro.
Weiterhin prüft der Tageselternverein zusätzlich noch ein sog,
Vertretungsmodell für den nördlichen Landkreis in diesem Objekt zu schaffen.
Hierzu wären weitere Investitionsmaßnahmen notwendig, die aber vom Landkreis zu
tragen wären.
Umweltverträglichkeitsprüfung/Nachhaltigkeitsprüfung/Leitbild
Im Leitbildprozess wurde angeregt, die Ganztagsbetreuung von Kindern auszubauen. Durch das TigeR-Modell besteht die Möglichkeit einer Ganztagsbetreuung von Kindern unter drei Jahren zu schaffen.
Kostenbeitragstabelle Tagespflege
Beschlussvorschlag
1. Der Gemeinderat stimmt grundsätzlich zu, eine TigeR-Einrichtung in Ubstadt-Weiher zu installieren.
2. Der Gemeinderat stimmt zu, dass die TigeR-Einrichtung im Ortsteil Stettfeld wie unten dargestellt installiert wird.
Haushaltsvermerk
Die Investitionskosten in Höhe von max. 41.200 Euro sowie der noch anfallende Mietkostenzuschuss für 2019 können durch nicht erwartende Mehreinnahmen bei den Sachkostenbeiträgen für die Schulen in Höhe von 47.400 Euro finanziert werden.